„Jeden Tag ein Stück besser werden“

Einen sozialpolitischen Informationsbesuch zum Thema "Pflege" stattete die SPD-Kreistagsfraktion gemeinsam mit SPD-Kommunalpolitikern aus der Gemeinde Oyten jetzt dem Alten- und Pflegeheim der Familie Hasch in Oyten ab.

Mit dabei waren der SPD-Bundestagsabgeordnete Lars Klingbeil, Fraktionschef Heiko Oetjen, Kreis-Sozialausschussvorsitzender Heinz Möller, AWO-Kreisvorsitzender Fritz-Heiner Hepke, DGB-Kreisvorsitzender Dietmar Teubert, Kreistagsvorsitzender Siegfried Ukat sowie die Ottersberger Sozialexpertin Katja Starke-Heinbokel.

Die Betreiber des Seniorenpflegeheims Hasch, Ehepaar Dipl. Sozialpadagogin Gerda Hasch und Jurist Elmar Hasch sowie Tochter Ricarda Hasch, stellten eingangs den aufmerksamen Sozialdemokraten bei einem Rundgang die Einrichtung vor, die mittlerweile seit fast 32 Jahren betrieben wird. Das Haus Hasch hat sich auf die Pflege und Betreuung von desorientierten Menschen spezialisiert und hat inzwischen 75 desorientierte Bewohner, berichtete Pflegeexpertin Gerda Hasch.

Das Landhaus Hasch ist darauf ausgerichtet, so Gerda Hasch weiter, den gehandicapten Menschen eine "Schutzglocke zu bieten, unter der sie in ihrer eigenen Welt leben können". Das Konzept des Landhauses Hasch, nur Menschen mit Demenz separat von geistig fitten Menschen zu betreuen und sie ihre eigene Welt leben zu lassen, habe sich durchgesetzt und inzwischen viele Nachahmer gefunden, so die Dipl. Sozialpädagogin. Im Haus Hasch sind im Laufe der Jahre immer mehr Spezialeinrichtungen oder spezielle Wohnbereiche, Wohngruppen für diese besondere Bewohnergruppe entstanden. "Unser Motto ist es, jeden Tag ein Stück besser zu werden, wobei unsere Bewohner, ihr Wohl und die Wahrung ihrer Würde an erster Stelle stehen", ergänzte Dipl. Pflegewirtin Ricarda Hasch, die seit 2003 in den Betrieb ihrer Eltern eingestiegen ist.

Rund 160 Mitarbeiter sind heute in den beiden Pflegeeinrichtungen der Familie Hasch in Oyten und Bremen beschäftigt. Natürlich werden diese tariflich vergütet. Dumpinglöhne kommen nicht in Betracht, versicherte Elmar Hasch der SPD-Besuchergruppe. Danach folgte ein rund einstündiger "Runder Tisch" zum Thema "Zukunft der Pflege". Dabei waren sich SPD-Sozialpolitiker Heinz Möller und Ricarda Hasch in der Beurteilung einig, dass die Situation der stationären Altenhilfe im Landkreis Verden ebenso wie im gesamten Land Niedersachsen nach wie vor prekär ist. Es ist zu Recht zu befürchten, dass ein Pflegenotstand droht, Deshalb ist es dringend geboten, auf die Landesregierung einzuwirken, dass eine zukunftsgerechte Lösung in Sachen Pflegesätze erreicht wird.

Die Landesregierung ist gefordert, die unhaltbare finanzielle Ausstattung der stationären Pflege spürbar zu verbessern. Möller machte darauf aufmerksam, dass beispielsweise in Nordrhein-Westfalen bei Pflegezulagestufe III ein Pflegesatz von durchschnittlich 103 Euro pro Tag gezahlt wird, in Niedersachsen sind es lediglich 80 Euro. Bezogen auf den bestehenden und noch anteigenden Fachkräftemangel im Bereich der Pflege sprachen sich Ricarda Hasch und AWO-Kreisvorsitzender Fritz-Heiner Hepke für die vollständige Abschaffung von Schulgeld im Bereich der Pflege und die gesamte Kostenübernahme durch das Land aus, welches hier noch nachlegen müsse.

Geradezu unzufrieden zeigte sich Familie Hasch mit den landespolitischen Maßnahmen gegen den steigenden Fachkräftemangel in der Pflege. Ricarda Hasch ist der festen Überzeugung, dass nur eine solidarische Umlagefinanzierung der Ausbildungsvergütung zwischen ausbildenden und nicht ausbildenden Einrichtungen Wettbewerbsverzerrungen verhindert und notwendige positive Effekte erzielt. Es dürfe nicht sein, dass die Ausbildung von Nachwuchs für Pflegeeinrichtungen zum Wettbewerbsnachteil wird. Deshalb sei eine Altenpflegeumlagefinanzierung unumgänglich. Auch der Einrichtung einer öffentlichen Schule für Altenpflege an den Berufsbildenden Schulen (BBS) in Verden-Dauelsen stand die Familie Hasch, die selber kontinuierlich trotz Wettbewerbsnachteil ausbildet, positiv gegenüber. SPD-Fraktionschef Heiko Oetjen zog abschließend das Fazit, dass er aus dem Gespräch etliche Anregungen erhalten habe, wie das Verhältnis zwischen privaten Heimbetreibern und dem Landkreis Verden noch verbessert werden kann. Dies will Oetjen jetzt in einem Gespräch mit Landrat Peter Bohlmann erörtern.