
Liebetruth, Jutta Sodys und MdB Lars Klingbeil Zahlen und Fakten zur
Sanierungsfläche in Schülingen

Einerseits müsse der Druck auf das Landesbergbauamt erhöht werden, die Genehmigung für das Verpressen von giftigem Lagerstättenabwasser im Trinkwasserschutzgebiet Scharnhorst zurückzunehmen. Andererseits sei es wichtig, auf Bundesebene die Weichen für ein neues Bundesbergrecht zu stellen, das endlich Öffentlichkeitsbeteiligung und eine verbindliche Umweltverträglichkeitsprüfung vor jeder Fracking-Maßnahme vorsieht.
Der SPD-Bundestagsabgeordnete Lars Klingbeil, die Verdener SPD-Landtagskandidatin Dr. Dörte Liebetruth und Landrat Peter Bohlmann informierten sich auf Einladung der Bürgerinitiative „No Fracking“ vor Ort über die aktuellen Problemlagen. Gemeinsam mit Langwedels Ortsbürgermeisterin Sigrid Ernst, der Dauelser Ortsbürgermeisterin Jutta Sodys sowie Karl-Heinz Narten vom Ortsrat Walle besuchten sie Orte im Kreisgebiet, die durch die Erdgasförderung besonders belastet sind. Dort berichteten Carsten Hauschild und Thomas Vogel detailliert über die Umweltschäden und Risikobereiche: Den Auftakt bildete das Scharnhorster Trinkwasserschutzgebiet, wo wieder giftiges Lagerstättenabwasser in den Boden verpresst wird; anschließend nahmen die SPD-Politiker die erste Sanierungsfläche in Schülingen in Augenschein. BI-Vertreter Thomas Vogel erläuterte, wie durch ungeeignete Rohrleitungen hochgiftige, teilweise krebserregende Stoffe wie Benzol ins Erdreich gelangten, das jetzt aufwendig gereinigt werden muss. „Ob das funktioniert, weiß keiner“ wie Vogel betont. Tausendfach erhöhten Benzolwerte wurden an verschiedenen Stellen im Umfeld des insgesamt 22 km langen Leitungsnetzes für Lagerstättenabwasser gemessen. Die Vertreter von SPD und Bürgerinitiative besichtigten auch die Versuchsfelder, auf denen die Benzolbelastung von Pflanzen analysiert wird.
Das gemeinsame politische Fazit zogen die Vertreter der Bürgeriniative "No Fracking", die SPD-Landtagskandidatin Dörte Liebetruth und der SPD-Bundestagsabgeordnete Lars Klingbeil im Haberloher Hofcafe. Die Bürgerinitiative machte einmal mehr deutlich, dass mitten in einem Trinkwasserschutzgebiet kein giftiges Lagerstättenabwasser verpresst werden dürfe: „Das darf einfach nicht sein. Keiner weiß doch mit Sicherheit, was dort unten passiert“, so BI-Vertreter Carsten Hauschild. Auch die SPD-Landtagskandidatin Dörte Liebetruth lässt keinen Zweifel daran, dass der Trinkwasserschutz endlich nicht nur in Sonntagsreden oberste Priorität bekommen müsse: "Es ist wichtig, dass wir gemeinsam über Parteigrenzen hinweg den Druck auf das Landesbergbauamt erhöhen: Landeswirtschaftsminister Jörg Bode muss dafür sorgen, dass das ihm unterstehende Landesbergbauamt endlich die Genehmigung für das Verpressen von Lagerstättenabwasser im Trinkwasserschutzgebiet Panzenberg zurücknimmt." Liebetruth wies darauf hin, dass die Stadt Verden dies schon vor Monaten gefordert habe. Dabei zeigt sich die SPD-Politikerin durchaus selbstkritisch: Wenn die damalige SPD-Landesregierung Ende der 90er Jahre die Verpressung von Lagerstättenabwasser im Trinkwasserschutzgebiet Scharnhorst genehmigt habe, dann könne man mit dem heutigen Wissen um die Risiken nur feststellen, das dies eine Fehlentscheidung gewesen sei. "Doch jetzt sind die Probleme da. Jetzt kommt es darauf an, dass wir die Probleme gemeinsam lösen. Dabei führt kein Weg daran vorbei, dass die schwarzgelbe Landesregierung endlich handelt und die Genehmigung für das Verpressen von giftigem Lagerstättenabwasser im Trinkwasserschutzgebiet
Scharnhorst zurückzieht."
Auf das Gutachten des von Exxon beauftragten sogenannten Neutralen Expertenkreises zur "Sicherheit und Umweltverträglichkeit der Fracking-Technologie für die Erdgasgewinnung" angesprochen machten Hauschild und Vogel deutlich, dass es kaum Überraschungen enthalte und vor allem Lösungsansätze vermissen lasse.
Der SPD-Bundestagsabgeordnete Lars Klingbeil sprach sich dafür aus, das Bundesbergrecht und die "Verordnung über die Umweltverträglichkeitsprüfung bergbaulicher Vorhaben" zu ändern: Bisher sei eine Umweltverträglichkeitsprüfung bei Erdgasprojekten erst ab einem Mindestfördervolumen von 500 000 Kubikmetern Erdgas Pflicht. Keine Bohrung von unkonventionellem und konventionellem Erdgas erreiche dieses Fördervolumen. Deshalb fordert Klingbeil: "Der Anwendungsbereich für Umweltverträglichkeitsprüfungen bei Erdgasbohrungen muss ausgeweitet werden, so dass bei jeder Anwendung von Frac-Maßnahmen, die Auswirkungen auf die Umwelt intensiv geprüft werden." Das gelte auch bei Probebohrungen. Die Öffentlichkeit müsse besser beteiligt werden. Den CDU-Bundestagsabgeordneten Andreas Mattfeldt aus Völkersen kritisiert Lars Klingbeil scharf: "Herr Mattfeldt spricht sich im Bundestag für eine verbindliche Umweltverträglichkeitsprüfung aus, stimmt aber gegen den entsprechenden Antrag der SPD-Bundestagsfraktion und legt mit der schwarzgelben Bundestagsmehrheit selbst keinen besseren vor. Das ist zu wenig." Im Haberloher Hofcafé waren sich die SPD-Politiker und die Vertreter der Bürgerinitiative einig: Das Bundesbergrecht muss geändert und die Genehmigung für das Verpressen von Lagerstättenabwasser im Trinkwasserschutzgebiet Scharnhorst zurückgenommen werden. Und solange das nicht passiert sei, müssten alle Betroffnen gemeinsam den Druck auf die schwarzgelbe Landes- und Bundesregierung die Parlamente auf allen Ebenen erhöhen