Zu Beginn des Austauschs dankte der SPD-Politiker den anwesenden Apothekerinnen und Apothekern für ihre Arbeit und den besonderen Einsatz während der Corona-Pandemie. Als Bundestagsabgeordneter sei ihm sehr daran gelegen, dass im ländlichen Raum eine gute Versorgung durch Apotheken aufrechterhalten bleibt. In diesem Zusammenhang wollte er von den anwesenden Apothekerinnen und Apothekern wissen, welche Herausforderungen es zu bewältigen gebe.
Lieferengpässe als Herausforderung
Eine große Herausforderung seien die Lieferengpässe, sind sich die anwesenden Apothekerinnen und Apotheker einig. Diese seien vor allem durch die Einführung von Rabattverträgen zwischen gesetzlichen Krankenkassen und einzelnen Pharmaherstellern vor 20 Jahren entstanden, erklärt ein Teilnehmer. Die Pharmahersteller gewähren dabei einer Krankenkasse einen Rabatt für ein Medikament und die Krankenkasse sichert im Gegenzug zu, dass ihre Versicherten künftig dieses Medikamentenpräparat erhalten. Auch die Produktion im Ausland, die Pandemie und der Krieg in der Ukraine erschweren die Logistikkette der Medikamentenlieferung. Komme es zu Lieferengpässen eines Medikaments, tauschen sich die Apotheken untereinander aus, um Kundinnen und Kunden mit dem benötigten Medikament versorgen zu können, erklären die Anwesenden. Klingbeil zeigte Verständnis für die Kritik und Sorgen aus der Apotheken-Branche und erläuterte in diesem Zusammenhang die Notwendigkeit, Produktionen wieder vermehrt nach Europa zu holen. Auch die sogenannte Nullretaxation wurde von Seiten der Apothekerinnen und Apothekern scharf kritisiert. Diese führe dazu, dass die Apotheken bei der anteiligen Zuzahlung von Medikamenten in Vorkasse gehen. Sollten bei der Abrechnung mit der Krankenkasse Abweichungen festgestellt werden, wenn etwa bestehende Rabattverträge nicht eingehalten werden, sei die Krankenkasse berechtigt, die Zahlung des entsprechenden Betrages zu verweigern. Klingbeil sagte zu, diesen Punkt mit Fachpolitikerinnen und Fachpolitikern zu bereden und will zeitnah eine Lösung finden.
Lob von Seiten der Apotheken gab es für die aktuelle Übergangslösung der Sonderabgaberegelung aus Coronazeiten. Die Apothekerinnen und Apotheker wünschen sich, dass dies Teil der gängigen Praxis werde, um möglichst unbürokratisch Ersatzmedikamente ausstellen zu können. Nach aktuellem Stand endet diese Übergangsregelung jedoch zum 7. April. Auch beim Engpass-Ausgleich bestehe Handlungsbedarf, sind sich die Apothekerinnen und Apotheker einig. Die Suche nach alternativen Beschaffungswegen von Medikamenten in Zeiten der Lieferengpässe koste jeden Tag mehrere Stunden zusätzlichen Aufwand. Aktuell wird dieser Engpass-Ausgleich mit 50 Cent vergütet, was dem Aufwand nicht angemessen sei. Auch deshalb sei es wichtig, die derzeitigen Corona-Regelungen bei der Medikamentenbeschaffung aufrechtzuerhalten.
„Es kann nicht sein, dass zusätzliche Kosten in Zeiten von Medikamenten-Engpässen bei den Apotheken bleiben. Es gilt nun die richtigen Rahmenbedingungen zu setzen, um Apotheken zu stärken und dafür zu sorgen, dass eine Medikamenten-Versorgung der Bevölkerung gewährleistet bleibt.“, betont der 45-Jährige. Klingbeil dankte für den konstruktiven Austausch und sagte zu, die angesprochenen Kritikpunkte mit nach Berlin zu nehmen.